PSU

Ansatzpunkt
Präventionskonzept
Multiprofessionalität
Qualitätsstandards

Pflegende, Ärztinnen/Ärzte, sowie alle anderen, im Gesundheitswesen Tätigen sind in ihrem Arbeitsleben oftmals besonderen Belastungssituationen und schwerwiegenden Ereignissen (z.B. dramatische Todesfälle, Schädigung von Patientinnen/Patienten, Bedrohung und Gewalt, Suizidalität) ausgesetzt. Diese können auch bei routinierten Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern eine große Herausforderung darstellen und sich nachhaltig auf Motivation, Arbeitsfähigkeit und Gesundheit auswirken.

Derartige Ereignisse können zu einer potenziell gesundheitsgefährdenden Belastungsreaktion führen: Dem Second-Victim-Phänomen. Dieses beschreibt den Zustand „jedes/jeder Mitarbeitenden des Gesundheitswesens, der/die direkt oder indirekt in ein unerwartetes unerwünschtes Ereignis, einen unbeabsichtigten Fehler in der Gesundheitsversorgung oder eine Verletzung einer Patientin / eines Patienten verwickelt ist und in dem Sinne zu einem Opfer wird, dass er/sie ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wird.“ (Vanhaecht et al., 2022). Neben starken Belastungsreaktionen führen diese Ausnahmesituationen bei betroffenen Mitarbeitenden oft auch zu einem Verlust des persönlichen Sicherheitsgefühls. Dies kann zudem Auswirkungen auf die Patientinnen/Patienten-/Bewohner:innen-Sicherheit zur Folge haben.

Psychosoziale Unterstützung kann, durch Stärkung von Sicherheit, Handlungsfähigkeit und Gesundheit, dazu beitragen, dass diese Erlebnisse nicht zur dauerhaften Belastung werden. Um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden, bietet PSU Vorsorge, Schulung, Akutintervention, Selbsthilfe sowie Forschung im Bereich Psychosozialer Unterstützung (PSU).

Präventionsverständnis

Alle Angebote und -Maßnahmen zur psychosozialen Unterstützung (PSU) basieren auf einem dreistufigen Präventionsverständnis:

Stufe I „Primärprävention“

Maßnahmen, zur Erhöhung von Sicherheit und Kompetenz bei Mitarbeiterinnen/Mitarbeitern im Gesundheitswesen schon im Vorfeld möglicher Belastungssituationen und schwerwiegender Ereignisse

Stufe II „Sekundärprävention“

Maßnahmen bei/nach Eintritt eines Ereignisses zur Stabilisierung, Förderung von Arbeitsfähigkeit und Gesundheit, Verhinderung schwerer gesundheitlicher sowie wirtschaftlicher Folgeschäden

Stufe III „Tertiärprävention“

Maßnahmen in der Folgezeit eines Ereignisses, zur Verhinderung von Spätfolgen, Behandlung etwaiger (Belastungs-)störungen sowie Reflexion und Aufarbeitung (lessons learned)

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Nutzen für Mitarbeitende und Einrichtungen

Sowohl Mitarbeitende als auch Einrichtungen im Gesundheitswesen profitieren von Angeboten zur psychosozialen Personalfürsorge und Peer Support.

Zu nennende Vorteile sind:

  • Erhöhung des Sicherheitsgefühls der Mitarbeitenden
  • Vermittlung von Handlungskompetenzen für und schnellere Stabilisierung in Ausnahmesituationen
  • Schnellere Rückkehr in normale Arbeitsabläufe
  • Positive Effekte auf die Patientensicherheit durch Rückgewinnung der Sicherheit und Arbeitsfähigkeit in den medizinischen Teams nach Ausnahmesituationen
  • Erhöhung der wahrgenommenen Wertschätzung und dadurch stärkere Bindung von Mitarbeitenden an das Unternehmen

Unser Multiprofessionelles Expertinnen/Experten-Team verfügt über langjährige Arbeitserfahrungen in unterschiedlichsten Bereichen des Gesundheitswesens und anderer Branchen.

Als Expertinnen/Experten in unserem PSU-Team arbeiten:

  • In kollegialer Unterstützung ausgebildete sog. Peers (z. B. Pflegekräfte, Ärztinnen/Ärzte, Medizinische Fachangestellte, Rettungsdienstmitarbeiterinnen)
  • Führungskräfte und Personalverantwortliche aus dem Gesundheitswesen
  • Psychosoziale Fachkräfte und approbierte Psychotherapeutinnen/Therapeuten

Unterstützt werden die PSU-Expertinnen/Experten von Trainerinnen/Trainern und Beraterinnen/Beratern im Bereich von Personalentwicklung, Organisationsberatung und Krisenmanagement.

Alle PSU-Angebote werden zusammen mit sozialwissenschaftlichen, medizinischen und psychotherapeutischen Forscherinnen/Forschern konzipiert und von diesen begleitet.

Für die (Weiter-) Entwicklung und nachhaltige Umsetzung von Maßnahmen zur Psychosozialen Prävention und Personalfürsorge bei schwerwiegenden Ereignissen in Kliniken arbeitet PSU nach den „Qualitätsstandards und Leitlinien der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV)“ des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Die fachliche Arbeit von PSU wird seit dem Jahr 2017 wissenschaftlich begleitet und evaluiert. So ist gewährleistet, dass die Wirksamkeit der Maßnahmen laufend überprüft wird und bei Bedarf angepasst werden kann.

Publikationen